Die Musikkapelle Guns & Roses hatte vor ihrem Gesangsstück „Civil War“ einen Satz der sich eigentlich hervorragend eignet um diesen Film zusammenzufassen: „What we’ve got here is failure to communicate“.
Das Marvel Universum ist ein gut aufgebautes Comicuniversum in dem diverse Filmreihen um Einzelhelden in der Zusammenführung in den Avenger Filmen münden. Soweit das Grundkonzept. Die Captain America Filme sind erstaunlich politisch und qualitativ weit vorne, wo Thor irgendwie nie vollständig zündete, wo Ironman nach einem guten auch wieder einen schlechten Film produziert, stehen die First Avenger Filme als vielschichtige Studien um einen Charakter der für das amerikanische Ideal steht und mit der amerikanischen Realität konfrontiert wird.
Das ist für eine Comic Popcorn Verfilmung schon recht viel, und auch mit Civil War wollte man daran anknüpfen, doch jede gute Serie endet mal, und Civil War hat eine Vielzahl von Problemen die sich durch einige gute Action Szenen einfach nicht mehr tilgen lassen.
Da ist zum einem das moralische Dilemma welches der Film aufbauen will, mit Rückgriff auf die Ereignisse zu Anfang des Filmes und aus zwei Avenger und einem Captain America Film, zeigt sich die Menge an Kollateralschaden den eine Superheldengruppe so anrichten kann. Dabei ignoriert man folgerichtig um wieviel größer der Schaden nachvollziehbar geworden wäre, wenn besagte Helden nicht eingegriffen hätten.
Schau mal, die Alienarmee wollte sicher nur reden und wäre von alleine von ihrem Eroberungsfeldzug zurückgetreten, und das Hydra eine Liste von Leuten hatte die sie „on the fly“ exekutiert hätten mit ihren Helicarrier ist doch auch halb so schlimm, die Kontrolle über die Welt wäre denen sicher bald langweilig geworden. Überhaupt hätte Ultron sicher nicht die ganze Menschheit ausgerottet, in einem gallischen Dorf wäre sicher Wiederstand entstanden. Letztlich haben die Terroristen in Lagos die Biowaffe auch nur als Dekogegenstand auf ihrer nächsten Cyberpunkparty nutzen wollen
Dabei ist unschön viel zu Bruch gegangen und die Helden konnten tatsächlich nicht alle Menschen retten. Unentschuldbar. Damit das zukünftig nicht mehr passiert sollen die Helden unter UNO Kontrolle kommen und nur noch mit Mandat Kollateralschaden anrichten dürfen. Das löst das Grundproblem nicht, aber wenigstens wird es dann von den richtigen verwaltet.
Neuster Marvelheld ist Captain Spymerica, die NSA will damit ihren Ruf aufpolieren, so steht das zumindest in meinen Notizen
Folglich haben wir kein wirkliches Dilemma, die Argumentationslinie die UNO-Resolution würde das Problem beheben zieht nicht. Tony Stark, Freigeist, ein wenig chaotisch und sicher nicht obrigkeitshörig, weil er außer seinem Ego eh nichts hört, würde also als hochintelligenter Mensch eher nicht diese Position einnehmen, selbst das Ultrondebakel ändert da nichts dran. Da das Ganze aber nicht funktioniert wenn mit Ironman und Captain America beide big Player in einem Lager sind, muss er charakterlich unpassend auf der Position stehen. Der Captain hat nämlich speziell nach dem Shield Desaster vom letzten Film eine leichte Aversion gegen alles kontrollieren wollende Organisationen und deren innewohnenden persönlichen Ziele, ansonsten wären die Rollen wohl leicht austauschbar.
Das verschiebt allerdings die Entscheidungsfindung von der UNO zu seinem Team und wiederum ihm, und wie er sicherstellen will, dass seine Entscheidungen nicht auch falsch hergeleitet sind, sei dahingestellt. Auf der Metaebene gewinnt man hier nunmal nicht.
Damit das Ganze noch etwas Treibstoff bekommt stellt man noch einige persönliche Probleme von Tony Stark in den Vordergrund, Schuldgefühle wegen dem Tod seiner Eltern, und Neid auf den Captain weil er von seinem Vater ständig lobende Worte über ihn hören musste.
Diese doch recht kaputte Story erhält weitere Probleme mit dem Antagonisten Zemo, dessen Plan es ist den Winter Soldier eines Massenmordes anzuschwärzen, damit einen Keil in die ohnehin gerade wegen der UNO Resolution gespaltenen Avenger zu schieben, sie in eine geheime Hydrabasis zu locken um dort das Duell Ironman gegen Captain America anzustacheln indem er Tony zeigt wie der gehirngewaschene Bucky seine Eltern ermordet.
Das dieser Plan aufgeht nennt man in der Fachsprache „Plot Convenience“, der ganze Plan ist von Anfang bis Ende nicht zwingend, ist an so vielen Stellen schlicht zum Scheitern verurteilt, dass man statt Popcorn irgendwas härteres zum Reinbeißen braucht.
Diese Ausgabe läuft unter der Flagge „The first Avenger“ also Captain America, scheint mir allerdings deutlich mehr ein Avenger Film zu sein, der Fokus des ganzem liegt sowohl auf dem Captain als auch auf Ironman, und viele der anderen kommen zu Wort, geben leicht verschobene Blickwinkel zu den beiden Haupthelden und schlagen sich entsprechend auf die eine wie die andere Seite.
Das ganze führt zu einer nett anzusehenden Actionszene in der insgesamt 12 Marvelhelden verteilt auf zwei Teams zeigen was sie können. Einen Hauch weniger auf lustig ausgelegt wäre noch besser gewesen, allerdings ist dieser vorgezogene Höhepunkt in Verbindung mit einigen anderen Actionszenen zumindest einen Teil des Eintritts wert.
Jetzt muss man noch die Brücke schlagen zum Konkurrenten DC und seinem Batman vs. Superman Machwerk, ein thematisch sehr ähnlicher Film, nur alles deutlich schlechter. Wenn man das mit Civil War vergleicht, kommt der Marvelstreifen gleich deutlich besser weg. Die Kategorie, es geht schlechter ist aber kein Ruhmesblatt und ich würde diesen Film weniger empfehlen, der Vollständigkeit halber und wegen der Actionszenen kann man ihn sich mal ansehen, danach legt man ihn zu den Akten.