Sie haben 70 Jahre lang geschlafen Cap, geht es Ihnen gut. Das war nicht die Einleitung, sondern der Schluß des Films, und hoffentlich keine verschlüsselte Botschaft an den Kinozuschauer endlich aufzuwachen und nach Hause zu gehen. Denn das wäre dann doch nicht nötig gewesen, es würde reichen uns zum Kinostart von The Avenger zu wecken, denn dies ist nur ein weiterer Vorfilm zum eigentlichen Hauptprogramm.
Captain America ist eine Comicverfilmung, und wie man diese auf der Bewertungsskala einordnen muß habe ich lang und breit in meinem Thor Artikel dargelegt. Bei diesem speziellen Helden handelt es sich um einen rot weiß blauen Propagandakämpen aus der Zeit des zweiten Weltkriegs, so sind Nazis Primärziel und netterweise gab es in dem Film eigentlich keine Nazis, sondern nur Angehörige der den Nazis untreu gewordenen Hydra Wissenschaftsabteilung, die mit Hilfe eines Artefaktes zurückgelassen von Gottvater Odin, an dieser Stelle einmal rüberwinken zum letzten Vorfilm, Energiezellen auflädt die allerhand technisch fortschrittliches Kriegsgerät, hauptsächlich eine Art Lasergewehr, betreiben.
Captain America ist ein schmächtiger kleiner Mann der Dank eines Experimentes zum Supersoldaten werden soll um gegen die Nazis zu kämpfen. Der Film nimmt sich von der ersten Minute an nicht wirklich ernst, und das ist auch besser so. Offensichtlich Logiklöcher werden gar nicht erst versucht zu erklären. Ob nun die Frage warum mit dem Tod des Wissenschaftlers die Formel verloren ist, Papier für Aufzeichnungen war in den 40ern in Amerika ja schon vorhanden, oder sei es die Frage wie die Luft- oder sonst eine Aufklärung die 400 geflohenen Soldaten nicht sehen konnte bis sie wieder im amerikanischen Feldlager angekommen waren, stets beschränkt sich die Erklärung auf simple vier Buchstaben: Is so.
Wenn das der Eiswürfel ist, wie groß sind dann die Cocktail Gläser? So langsam macht sich Red Skull doch Sorgen um wieviel der amerikanische Supersoldat da wirklich gewachsen ist.
Nach dieser bewährten Formel erlangt der rot weiß blaue Held auch sein Schild, es liegt achtlos unter einem Tisch, obwohl es aus der gesamten verfügbaren Menge eines seltenen Metalls geschmiedet ist, und wird „präsentiert“ von Howard Stark, Papi von Iron Man, auch an dieser Stelle heftig rüberwinken zu einem weiteren Vorfilm. Howard begleitet den Captain vom Experiment an, gibt ihm Ausrüstungsteile und wirkt wie eine nicht Alkoholiker Version seines Sohnes.
Der Film mutet an wie ein trashiger Actionmovie der in dieser Form auch in den sechziger oder siebziger Jahren gedreht worden sein könnte, Allerdings mit erstklassigen Effekten der Neuzeit. Erzählt wird ganz nach dem üblichen System die Entstehungsgeschichte des Comichelden, wie kommt der Held zu seinen Fähigkeiten, wie verarbeitetet er es, Action, Action, Action, Antagonist verprügeln, fertig. Dabei macht sich das Ganze um so Dinge wie Nachvollziehbarkeit und Logik keine allzugroßen Sorgen, doch gerade dies läßt den Film harmonisch und authentisch wirken, ständig mit einer guten Prise Selbstironie ohne selbiges zu übertreiben.
Es hätte schlimmer kommen können, immerhin sind die Nationalfarben nicht pink purpur orange. Modisch immer ein Hingucker, Oh Captain, mein Captain.
Getragen von einem Helden der ähnlich selbstlos auf das Wohlergehen anderer bedacht ist wie man es nur vom DC Konkurrenten Superman gewohnt ist, ohne dabei unglaubwürdig zu wirken, verläuft der Film gradlinig zu seinem Ziel. Der finale Showdown ist in diesem Film, anders als in den Vorfilmen Iron Man 1+2 und Thor endlich auch mal wieder so etwas wie ein Showdown. Danach noch ein „Kunstgriff“ um den Captain in die Gegenwart zu katapultieren, und unser Setup ist komplett.
Auch ohne das übergreifende Avenger Thema hätte dieser Film funktioniert, ein wenig Parodie auf das Action Genre, ein wenig Pathos, ein Held der statt sich grübelnd und geheimnisvoll in eine dunkle Höhle zu verkriechen mit Enthusiasmus und Gerechtigkeitssinn in seine Aufgabe stürzt und fertig ist eine erfrischend unterhaltsame Comicverfilmung.