Also ich hätte den Film „Star Wars – Im Weltall nichts Neues“ genannt, Erwachen der Macht ist aber auch toll, also Erwachen wie in erwecken, wiedererwecken eines Franchise. Das kommt immer gut, nach den Prequels auch nötig. Nur aufpassen muss man da natürlich, man will ja keine schlafenden Hunde wecken. Aber auch dafür ist es wohl schon zu spät.
Man muss gewisse Filme eine Weile sacken lassen. Star Wars VII ist so einer. Auch Monate später ist das Pendel Hommage oder Rip-off noch nicht so richtig angekommen. Am Ende kann man wohl sagen, vor zu viel Kreativität muss man sich in diese Film nicht in Acht nehmen.
Also eine Astromecheinheit mit wichtigen Daten auf der Festplatte im Wüstensand von „Nicht Tatooine“, ein Machtaffiner Teenager der besagten Droiden findet, ein Typ mit schwarzen Mantel und Helm der sein rotes Lichtschwert schwingt, eine runde Weltenvernichtungswaffe mit bequemen Schwachpunkt, ein Nachwuchsjedi der sieht wie Vaterfigur/Mentor von dem Herrn mit dem schwarzen Mantel mit dem Lichtschwert niedergestreckt wird. Die Liste der wiederverwerteten Handlungselemente besonders aus Episode IV ist alles andere als kurz.
Wen das überrascht hat noch nicht viel mit Abrams zu tun gehabt, wenn der seine Autobiographie rausgibt hat die den Titel „Play it safe“. Man kann es nicht allen recht machen und man sollte es eigentlich auch nicht versuchen. Ein Konsens zwischen Feuer und Eis ergibt lauwarmes Wasser, und laues Mittelmaß begeistert niemanden.
Das ist das letzte Mal das ich dich kochen lasse
Mit „Erwachen der Macht“ erwacht der Wunsch Star Wars wieder zu alter Größe zu bringen. Der Anfang des Films zeigt auch gute Ansätze des guten alten Prinzips, show, don’t tell. Da vergibt man die geborgte Handlung schon ein wenig. Wenn später die Kinobegleitung nur noch Vader für Arme, Yoda für Arme, Tarkin für Arme vor sich her murmelt, wird klar woran der Film krankt.
Lässt man aktiv dies beiseite, wird der Film gleich besser. Die Actionszenen haben Tempo und Esprit, und die Star Wars Welt unterhält den Zuseher spielend. Doch selbst damit kommt der Film nicht über ein ganz nett hinaus. Wie unsere Protagonistin nicht nur den Zugang zur Macht, sondern ganz konkret zu ihrer teils recht spezifischen Anwendung findet ist unglaubwürdig und zeugt von extrem schlampigen Drehbuchschreibern.
Das ist auch nicht der einzige Kritikpunkt, wo die Prequels alles zerredeten und erklärten, mag dieser Film lieber gar nicht auf Details eingehen. Wo die Imperiumesque Truppe herkommt, warum eine noch existente Republik sich nicht dagegen stemmt, warum es eine Rebellion gibt bevor diese Republik überhaupt gestürzt ist. Das mag nach den Prequels seltsam klingen, ich hätte schon gerne einen Überblick über die politische Lage gehabt.
Ich kann eine Fülle von großen und kleinen Problemen des Filmes auflisten, im Grunde läuft es auf einen englischen Begriff hinaus, den man diesem Film in einer Menge Szenen an den Kopf werfen kann, plot convenience. Darauf baut sich ein Großteil des Filmes auf und in Summe ist das immer ein schlechtes Zeichen.
Hoffnung für die Fortsetzung? Erwacht mit der Macht auch ein Drehbuchautor der eine gute Geschichte hinkriegt? Wir werden es sehen, oder auch nicht. Derweil bleibt das Urteil, besser als die Prequels, schlechter als das Original.