Der neuste Film mit Bully Herbig, man kommt wohl mit der Bezeichnung Verwechslungskomödie noch am weitesten. Tragikomisch spielt der Film entlang realer wie weniger realer Geschichte der 1930er Jahre.
Nun ist Michael „Bully“ Herbig primär aufgrund des billigen Klamauks aus seiner früheren Fernsehshow Bully Parade bekannt, aus deren Kurzsketchen er immerhin drei Kinofilme rausdestilliert hat, zwei davon in Deutschland bei den Besucherzahlen ganz weit vorne. Insofern ist Bully ein Produkt der 90er Jahre, auf der Comedywelle angeschwemmt worden, und auch wenn die mittlerweile ein wenig abgeebbt ist, und wir diverse Wellen weiter sind, selbst die Westerwelle haben wir hinter uns, Bully ist noch da, und mit der Zeit gereift.
In Hotel Lux spielt er den Entertainer Hans Zeisig, dogmafrei in Zeiten in denen die Dogmatiker links und rechts aufeinander eindreschen, durchaus wörtlich zu verstehen. Sein Bühnenpartner ist bekennender Kommunist, was gerade nicht dem örtlichen Zeitgeist entspricht und muss fliehen. Dieses Schicksal trifft auch Zeisig nach kreativen Differenzen mit dem neuen faschistoiden Management seines ihn beschäftigenden Varietés. Mit dem gefälschten Pass von Hitlers flüchtigen Leibastrologen flieht er nach Moskau, kommt dort im Hotel Lux an, und dort ist es Zeit neue Bekanntschaften zu machen. Darf ich vorstellen, Regen, das ist Traufe, Traufe, dies ist Regen.
Astrologe hin, Zukunft voraussagen her, ich nehme meine Mütze nicht ab damit sie meine Glatze als Glaskugel missbrauchen können. In Russland herscht ein herzlicher Umgangston, die Nächte sind sternenklar, und die beiden Herren im Hintergrund wahrscheinlich sternhagelvoll.
Eine neue Bekanntschaft die Zeisig macht ist Stalin, der suchte nämlich noch einen Leibastrologen. Die Beratung durch Zeisig wird im Film als Begründung für den Hitler Stalin Pakt angesehen, währenddessen übt Ulbrich schon mal den Mauerbau mit Zuckerwürfeln, ergehen sich die kommunistischen Frohnaturen in paranoider Verfolgung trotzkistischer Konterrevolutionäre und die Dame die es Zeisig angetan hat ziert sich noch vor der Eroberung, das geht ganz Hollywood konform erst später im Film.
Hotel Lux ist kein einfacher Klamauk wie Herbigs Frühwerke, sicher sind einige Schenkelklopfer hier und da dabei, die meisten Witze sind dann allerdings subtilerer Natur. Vor dem Humor geht der ernste Hintergrund des Films zwangsläufig unter. Deutlich bemerkt man hier die Handschrift Herbigs der weniger für Drama denn für Humor zuständig ist. Drama hätten Handlungsort und –hintergrund nämlich genügend zu bieten, denn das Hotel Lux ist ein realer Ort, war seinerzeit tatsächlich Zufluchtsort für Kommunisten auf der Flucht vor den Nazis, und Stalin hat dafür gesorgt, dass diese Flucht tödlich endet. Davon gibt es in Hotel Lux zwar auch noch einiges zu sehen, die Tragik dieser Episode der Geschichte wird allerdings stets mit einem guten Maß an mal mehr mal weniger schwarzem Humor überspielt.
Handlungsseitig findet nicht mehr statt als unbedingt nötig, eine kurze Vorstellung, Flucht nach Moskau, Verwechslung mit dem Astrologen, Zuspitzung im Hotel Lux, Flucht mit Stalins Privatflieger in den Sonnenuntergang, dazwischen immer wieder ein wenig von der „Romanze“ unseres Protagonisten.
Es ist dennoch ein kleiner unterhaltsamer Film geworden, voller hintersinniger Anspielungen, erfrischend zynischem Humor und dem Fazit, in der dargestellten Zeit war normal mindestens genauso relativ wie heute.