The Avenger

Superhelden mit Sixpack…Moment, Helden im Sixpack, genau, so war das. Die Avengers im Kino zu besuchen ist ähnlich befreiend wie der Satz aus dem Navi „Sie haben Ihr Ziel erreicht“. Nach all den Vorfilmen geht die Party jetzt richtig los, mit, nicht ganz unerwartet, weniger Story pro Actioneinheit.

Was erwartet man von einer Comicverfilmung, einen Helden mit dem man mitfiebern kann und ordentlich viel Action, und selten wird man mehr bekommen. Bei den Avengers ist schon am Start mehr in der Tüte, gleich 6 Helden rennen hier über den Bildschirm, irgendeiner wird da schon passen, und Action liefert dieses Stück Popcornkino auch, bis zum Exzeß.

Wir beginnen beschaulich in einer Shield Basis, also eine Geheimbasis, ein Stützpunkt, irgendwie so. Da taucht dann Loki auf, wir erinnern uns, Thors adoptierter Bruder mit dem Rationalitätsmalus aus Vorfilm Thor. Der hatte vorher mit seinen Verbündeten über Armeen, Invasion auf der Erde und Blutvergießen gesprochen, alles was man so mag, und dann klaut er den Tesserak. Wir erinnern uns, Vorfilm Captain America, das Ding mit dem die Hydrawaffen angetrieben wurden. Wie Loki an seine Verbündeten kam scheint dem Film egal zu sein, vielleicht in ner Milchbar auf der Milchstrasse getroffen, oder beim alljährlichen Treffen der Gesellschaft für Völkermord. Was diese Leute wollen, wo sie herkommen sind Detailfragen die gar nicht erst gestellt werden. Jedenfalls kommt Loki rein, korrumpiert ein paar Leute, darunter einen unserer sechs Helden und danach macht der Shieldkomplex Platz für ein schönes neues Einkaufszentrum, oder was immer man stattdessen da hinbauen will.

Das ist jetzt der dritte Vermieter der uns rauswirft, Jungs die WG funktioniert einfach nicht.

Nun geht’s dann erstmal daran die Helden verstreut über den Planeten einzusammeln, Black Widow, ohne eigenen Vorfilm aber mit Teaser in Iron Man 2, den großen Grünen mit dem Aggromanagementproblem bekannt aus dem nach ihm genannten Vorfilm, den rotweißblauen Sandsackschubser, ja auch der hatte nen Vorfilm, und natürlich der mit zwei Vorfilmen eingeführte Hobbyalkoholiker Iron Man. Weil seine Adresse nur ungenau bekannt ist muss Thor selber hinzustossen, da es eine Familienangelegenheit ist läßt er sich aber nicht lange bitten. Wie er es geschafft hat nach der Zerstörung von Bifrost noch nen Linienflug zur Erde zu bekommen wird dann in einem Nebensatz mit einem alten Queentitel erklärt, It’s a kind of magic. Wir haben einfach keine Zeit für Details zwischen der Action.

Neben der Action ist eine weitere tragende Säule der Humor, vorgetragen in vielen kleinen Einzeilern und Basis der Dominanz von Tony Stark der auf alles eine Antwort hat, zwischen Genie, Unruhestifter und prügelnder Ritter in rotgoldener Rüstung hin und her wechselt und dabei fast Lokiesque durch die Handlung stapft. Nur der großen Grüne schafft es hin und wieder diese One Man Show zu unterbrechen, ansonsten wirkt auch er, wie der Captain und Thor, mehr als Stichwortgeber, auch wenn der Captain beim Endspektakel die Führung übernimmt.

Bleiben die beiden Sidekicks Black Widow und Hawkeye die man zwar mit vielen Szenen und einigen Hintergrundinformation versucht in dieses Team aus Helden einzugliedern, aber die doch nie so ganz aus dem Schatten der anderen vier heraustreten, zu groß ist die Lücke im Bereich Ausstrahlung und Fähigkeiten.

Hast du schonmal das Gefühl gehabt du wärst nur auf der Ersatzbank? Die Frauenquote wird hier auch nicht eingehalten, ganz schlechter Stil. Hawkeye und Black Widow kommen erste bedenken.

Die Zielsetzung für die Helden ist recht klar, Loki davon abhalten seinen Plan durchzuführen, wie immer der aussieht und den Tesserak bergen. Zwischendurch hätte dies ein nettes Schauspiel werden können in Bezug auf die Frage wer da wen manipuliert, und wie sich die Helden langsam besser verstehen obgleich sie Sozial- und Kulturanthropologisch unterschiedlicher nicht sein könnten, gerade die drei zentralen Helden Gott von auswärts, Millionärsschnapsflaschengenie und Altpatriot. Welche Handlungen der Helden entspringen emotionaler Selbstbestimmung, wie kriegt man ein großes grünes Monster dazu auf die richtigen Ziele einzuschlagen, warum ist Tony Stark eigentlich fast immer nüchtern und wie fühlt sich Thor eigentlich wirklich dabei seinen Bruder verprügeln zu müssen?

Da wir keine Zeit haben zwischen der Action zuviel zu zeigen und zu entwickeln wird auch hier, wie bereits hinlänglich in Thor beobachtet, Charakterentwicklung und Handlungsablauf in schnellen abgehakten Schüben durchgeleitet. Handlung braucht Raum, der ist trotz 142 Minuten Länge nicht vorhanden. Wir sind in einer Comicverfilmung und die kriegen sowas schon mit einem Helden nur selten hin, müssen sie bei Lichte betrachtet auch gar nicht, is mehr ein Bonus.

Einmal, EINMAL lass ich dich ans Steuer, und was machst du? Ihr Götter habt euren Führerschein doch alle im Lotto gewonnen. So ganz ist der Captain nicht von der Fahrgemeinschaft überzeugt.

Während die Action Anfang und Mitte des Films noch elegant und temporeich zwischen der Handlung Platz findet, ist das Ende ein einziger langgezogener Schlagabtausch zwischen den Avengers und Loki nebst seiner Armee. So cool die Action auch daherkommt, es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass man solche Szenen nicht endlos ausdehnen kann ohne einen Reibungsverlust zu erleiden. Denn während sich Helden und Kanonenfutter reiben wird auch das beste Effektgewitter irgendwann unintensiv, immerhin lockern die Avenger das Ganze auch hier mit viel Humor wieder auf.

Der Film ist unterhaltsam und läßt nie Zweifel daran aufkommen, dass er Spass machen möchte, was ihm auch gelingt. Drama und Spannung werden auf Sparflamme gehalten. Die Heldenhaftigkeit der Truppe ergibt sich hauptsächlich, weil sie trotz ihrer Unterschiedlichkeit, ihrer eigenen Probleme, Vorstellungen und Eigenarten, sich im entscheidenden Augenblick zusammenfinden um die akute Situation zu bewältigen. Leider wird dies nur oberflächlich behandelt und geht fast unter. Das Actionfinale etwas kürzer und konzentrierter, dafür etwas mehr Platz für Charakterentwicklung und es wäre noch ne Menge mehr drin gewesen.

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