Paprika

Für alle die schon immer wissen wollten wo die Macher von Inception abegschr…äh, wo sie ihre Inspiration herbekommen haben, hier ein Hinweis. Paprika wird zurecht als einer der besten Anime Filme aller Zeiten angesehen.

Wenn man sich mit dem japanischen Zeichentrickfilm als solches beschäftigt, wird man zwangsläufig früher oder später auf zwei Namen treffen, Altmeister Hayao Miyazaki (spirited away, Prinzessin Mononoke) und den 2010 dahingeschiedenen Satoshi Kon, unter anderem für dieses Filmchen verantwortlich.

In einer nicht näher definierten Zukunft bastelt der fette, verfressene, infantile Wissenschaftler Tokita Kōsaku den DC Mini, ein kleines Gerät mit dem es möglich ist Träume aufzuzeichnen um sie zu analysieren, darüber hinaus kann man auch direkt in den Träumen mit den Patienten interagieren. Hier kommt Paprika ins Spiel, das alter Ego der Wissenschaftlerin Chiba Atsuko, als die sie in den Träumen der Patienten auftritt. Der Unterschied zwischen ihrem rationalen und kontrollierten Ich in der realen Welt und der impulsiven Paprika sind enorm und zeigen einen natürlichen Aspekt des Träumens der es dem Menschen erlaubt sich frei von Restriktionen zu bewegen, so zu sein wie man sein will. Chiba nutzt den sich noch in der Testphase befindlichen Prototyp ohne Erlaubnis, ein Zeichen für den Freigeist Paprika der Teil von Chiba ist.

Spieglein Spieglein…äh, Spieglein? Ein Frau sieht rot, und dabei zuviel von sich selbst?

Das Wundergerät wird gestohlen, und der Dieb dringt damit ins Unterbewußtsein der Menschen ein, manipuliert diese, sorgt für viele Verletzte und Chaos, die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit werden immer weiter eingerissen bis am Ende Paprika den Antagonisten besiegen kann, und selbst die hierzu entwickelte Lösung entspringt ihrem Unterbewußtsein.

Zum Höhepunkt des Films treffen Chiba und Paprika aufeinander, nun da die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit vollends eingerissen sind, und da ihre Persönlichkeiten stark differieren kommt es zu einer kleinen verbalen Auseinandersetzung. Ein Punkt der dem Autor der Buchvorlage, Yasutaka Tsutsuis sehr gefiel, obgleich er, da er die Leser nicht zu sehr verwirren wollte, sich nicht traute dieses einzubauen. Ohnehin verlief die Zusammenarbeit hier sehr harmonisch, Autor und Regisseur sprechen im Film sogar zwei Nebenrollen.

Spieglein…ach mann. Wenn man derart offensichtlich jemanden neben sich hat wirds haarig.

Während der Handlung erkennt man immer wieder den Einfluß des Unterbewußtseins auf den Menschen, wie Chiba im realen Leben Dinge aufnimmt und erfährt, sie ins Unterbewußtsein sickern um später mit Paprika wieder Verwendung zu finden, sei es einfach nachgeplappert oder auch angewandt. Auch interessant wie der ermittelnde Polizeibeamte von seinem Unterbewußtsein beeinflußt wird ohne sich im klaren zu sein woher die Erfahrungen kommen, der Symbolismus der an allen Stellen immer wieder aufkommt und selbst ein Nebensatz in einer Traumsequenz große Wirkung entfalten kann.

Eine der interessantesten Aussagen, aus der sich viel über den Grundgedanken des Films entnehmen läßt wird von Paprika selbst in der Mitte des Films gemacht: Findest Du nicht auch, dass sich Träume und das Internet in gewisser Weise gleichen? In Beiden lebt sich das unterdrückte Unterbewußte aus.

Neben dieser Grundthematik ist Paprika auch eine Hommage an das Kino als solches, der ermittelnde Polizist ist Filmfan, hat selbst einen Amateurfilm gedreht, in seinem Unterbewußtsein wimmelt es vor klassischen Filmszenen, und in einer stillen Minute werden einige technische Aspekte der Kameraführung erörtert.

Dazu kommt eine großartige Animation, einem Spiel mit Farbintensität, und Kontrast zwischen Traumsequenzen und Realität ohne dabei zu offensichtlich zu werden, einer Menge Tempo in den Actionsequenzen und atemberaubenden Hintergründen mit viel Liebe zum Detail. Man wird in dem Film auch nach mehrmaligen Schauen immer wieder neues entdecken, kleine Details, eine neue Symbolik. Allein die im Film immer wieder dargestellte Parade, im Film so etwas wie der Zug der Traumwelt in die Realität, ein immer wiederkehrendes Motiv, hat so viele interessante Aspekte, man wird sie beim ersten Mal gar nicht alle erfassen können.

Paprika ist ein Meisterwerk, selten ist die Thematik so gut behandelt worden wie hier (wer ein Gegenbeispiel mag nimmt „King of Thornes“ aus der Rezessionsliste). Zugegeben ist das Spiel zwischen Traum und Realität immer für einige Verwirrungen gut, hier erhöht sie das Filmerlebnis, anstatt es zu zerstören.

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