War dies der Trek Film den ich wollte? Nicht ganz, es war allerdings auch kein Trek Film den ich nicht wollte.
Die guten Nachrichten zuerst, Abrams ist nicht mehr Regisseur von Star Trek. Noch eine gute Nachricht, der Film gibt einigen Charakteren sehr viel mehr Raum sich aneinander abzuarbeiten abseits der Kirk/Spock Idylle. Es findet sogar ein wenig Charakterentwicklung statt. Das ich das noch erleben darf.
Die schlechten Nachrichten, Scotty ist weiterhin ne Witzfigur und völlig durchdacht waren alle Handlungselemente auch diesmal nicht. Dafür waren sie in sich unterhaltsam genug um es wohlwollend hinzunehmen.
Im wesentlich die Handlung des Films, die Enterprise wird zu einer Rettungsmission geschickt, dies war eine Falle, das Schiff wird zerstört (schon wieder), die Crew erstmal getrennt und muss auf dem Planten einen Plan entwickeln um die gefangenen Crewmitglieder zu befreien. Der Antagonist wollte Teil einer alten Biowaffe, nur in geschlossenen Räumen anwendbar, von der Enterprise haben um damit die neue Superstation der Föderation von diesen lästigen Lebewesen zu befreien. Zur Fortbewegung nutzt der Antagonist hierbei eine große Menge kleiner schneller drohnegesteuerte Schiffe die eigentlich zum Bergbau dienen. Dies erinnert an einen Insektenschwarm.
Da seid ihr jetzt auf der Schlossallee gelandet, das wird teuer…
Der Schwarm, der erst die Enterprise zerlegt, und auch ansonsten ein sehr effektives Kriegsgerät war für Bergbauausrüstung, wird schlussendlich mit Rockmusik zerlegt, und der Titel des Songs war „Sabotage“, Subtilitätsgrenze durchbrochen würde ich sagen. Nebenbei, wenn man zwei Filme zurück nochmal hinhört was der kleine Kirk im geklauten Wagen hört, wird die Sache nochmal so lustig. Die Geschwindigkeit mit dem der unaufhaltsame Schwarm zu einem sich selbst zerlegenden Feuerwerk wird ist dramaturgisch etwas schwach.
Die Station der Föderation hat einen Technologiestandard den dieses Zeitalter nicht haben dürfte, selbst die nächste Generation mit Picard würde angesichts dessen mit den Ohren schlackern. Dann wiederum ist das Ding schon cool und wird gebraucht um die unhandliche Biowaffe sinnvoll zu einer Bedrohung zu machen.
Die Motivation des Antagonisten bleibt zunächst nebulös und wird dann später, mit aggressive Tendenzen, schleichender Wahnsinn, und wahrscheinlich Nebeneffekten der Jugendtherapie, ganz gut klar.
Nicht schütteln, es erscheinen keine kleinen Schneeflocken, wirklich nicht.
Gut gefallen hat mir Aliendame Jaylah die auf Scotty trifft und ihn zu Ihrem Haus, einem alten Sternenflottenschiff, schleppt damit er es flott macht. Die Art wie sie bekannte Dinge aus ihrer Sicht benennt und interpretiert, brachte auf einfache und effektive Weise einen dritten Blickwinkel neben dem von Protagonisten und Antagonisten.
Nachdem der fliegende Appleshop zerlegt ist, kann die Enterprisecrew schließlich in Jaylahs Fundstück, einem Raumschiff der Baureihe aus der Serie Enterprise, wie sie Jonathan Archer durchs All treiben durfte, zurückfliegen. Ohnehin fließen Elemente der Serie in diesen Film ein, der Krieg gegen die Xindi aus Staffel III der Serie wird erwähnt. Kontinuität, ich fass es nicht.
Das Zusammenspiel zwischen Spock und McCoy hilft diesem Film ungemein weiter, der gerade im Humorbereich ausgleichen kann, was den Film ansonsten eher davon abhält überragend zu sein. Der Actionbereich ist zwar solide, zeigt aber nichts was man nicht irgendwo schonmal gesehen hat. Tiefere moralische Konflikte wirft der Streifen erst gar nicht auf.
Wirklich neues erfindet der Film nicht, hält an bewährtem fest, Parallelen zu vergangenen Filmen werden aufgeworfen. Völlig frei von seiner langen Filmgeschichte ist dieser Film nicht, anders als Into Darkness ist es hier mehr eine Stärke denn eine Schwäche.
Hinzu der Nachruf auf Leonard Nimoy inklusive Gruppenfoto aus Star Trek VI. eine schöne Geste, sehr elegant in den Film und seine Handlung eingebaut, sogar ein Handlungselement.
Erwähnen sollte ich wohl noch das Coming out von Hikaru Sulu das ich irgendwie beim sehen nicht mitbekommen habe. Denn nur weil er sich auf der Station mit einem anderen Herrn nebst kleinem Kind trifft, konnte ich keine amouröse Beziehung feststellen, hätte ein Verwandter mit Tochter sein können, mein erster Gedanke, weil es auch nur im Hintergrund stattfand war so in etwa, könnte sein Vater sein. Erst hinterher fiel mir ein wie sich der Original Sulu Darsteller George Takei dazu geäußert hatte.
Insgesamt war Star Trek Beyond ein unterhaltsamer Film, mit guten Charaktermomenten, solider Action, und wenig Anspruch. Deutlich besser als die beiden Vorgänger.