Christopher Nolans Batman Triologie kommt zu ihrem Ende. Während der zweite Teil noch vom Joker und seinen posthum mit einem Oscar prämierten Schauspieler dominiert wurde, dominiert hier der Wunsch des Zusehers endlich zum Ende zu kommen.
Nolan wollte die Comicverfilmungen mit mehr Realismus auf eine andere Ebene bringen, das klappt zumindest bei den kostümierten Persönlichkeiten noch recht gut, die kann man sich durchaus noch als reale Menschen vorstellen. Bei allem anderen sind wir in einer dunkelgrauen Comicwelt die sich um Realität wenig Gedanken macht, seien es Entfernungen in realistischen Zeiträumen zu überbrücken oder medizinische Unwahrscheinlichkeiten einfach mit einem Achselzucken durchlaufen zu lassen.
Batman ist ein beliebter Comic Held, „dunkle“ Helden waren spätestens ab den 90ern ohnehin mehr en Vogue als strahlende Gutmenschen wie Superman. Frank Miller hat mit seiner Comicreihe „The Dark Knight“ den Batman der Moderne quasi entworfen. So rigoros und brutal Batman auch vorgeht, so wird er niemanden töten, und keine Schusswaffen benutzten, soweit die Ideologie.
Nolan hatte Glück, er durfte diesen beliebtesten Comic Helden rebooten gleich nachdem der letzte Film um besagten Helden schlecht im epischen Ausmaß daherkam. Da konnte man nur besser dastehen, selbst ein „Batman vermöbelt die Schlümpfe in 3D“ wäre wahrscheinlich besser gewesen als Batman und Robin.
Der dritte Teil greift die Ereignisse aus Teil eins nochmals auf, die Bruderschaft der Schatten, Ra’s al Ghuls Vermächtnis, Gotham zerstören da durch Kriminalität durchsetzt, und schon hier gibt es dann die erste von vielen Sollbruchstellen. Das nach den Ereignissen aus Teil zwei auf den Weg gebrachte Dent Gesetz hat die organisierte Kriminalität in Gotham erfolgreich bekämpft, nach den Kriterien der Bruderschaft dürfte die Stadt also gar nicht mehr auf der „muss kaputtmachen“ Liste stehen.
Der erste Teil kam mit dem Handlungsbogen um die Bruderschaft der Schatten noch recht gut weg, da die Entstehungsgeschichte Batmans sehr gut mit diesem Thema verwoben werden konnte, bis zu einem gewissen Grad erklärte warum sich Bruce in dieses formschöne Kostüm zwängte. Der Ansatz war überdies eine frische Veränderung und nach dem Desaster um Batman und Robin war es zuträglich soweit wie möglich von der Idee dieses Filmes weg zu sein. In die Kategorie herausragend kann man Batman begins nicht stellen, doch das Franchise konnte man so effektiv wiederbeleben.
In The Dark Knight rises ist die Handlung recht anstrengend geworden, theatralisch und gezwungen episch rennt Bane mit alberner Stimme durch die Handlung und strahlt dabei das Charisma eines Gartenzwerges aus. Batman kann sich weiterhin mit seiner Stimme, die schwer nach Kehlkopfkrebs klingt, durch die Handlung schlagen ein Punkt der in der gesamten Triologie zumindest mir gehörig den Spass reduziert hat. In die Runde geworfen wird Catwoman, und hier zumindest funktioniert die Idee des realistischeren Ansatzes noch. Der Katzenfetisch wird weggelassen, und auch ansonsten wird auf das Katze in Catwoman nicht eingegangen, wenn sie allerdings ihr kleines Nachtsichtgerät hochklappt sieht es aus als hätte sie Katzenohren, eine nette Idee.
Die Katze läßt das mausen nicht, ähnlich depressiv sieht der ungeneigte Zuseher ab Mitte des Films auch aus.
Nette Idee kann man zum Rest, speziell Batman nicht mehr sagen, als Charakter ist er in den Nolan Filmen gewöhnungsbedürftig. Nach den Ereignissen aus Teil 2 verkriecht sich Bruce Wayne acht Jahre lang, und humpelt zudem. Warum auch immer sein Knie mittlerweile knorpelfrei ist wird nicht klar, acht Jahre keine nächtliche Schattenakrobatik sollte doch eigentlich gesundheitsfördernd sein und am Ende von Teil 2 wirkte er trotz einiger Blessuren noch ganz munter. Er macht dann aber eine Blitztherapie und ist wieder fit. Nach seinem Kampf mit Bane ist der schwere Schaden an der Wirbelsäule, irgendwas zwischen Hexenschuss und Querschnittlähmung, auch kein Problem, kurz den Wirbel wieder einrenken, ein wenig ausruhen und weiter geht es.
Die Handlung ist lang, verschachtelt und unübersichtlich, geprägt von ewig langen Dialogen um sie zu erklären. Das wesentliche in Kürze, Catwoman klaut Bruce Wayne eine Halskette und Fingerabdrücke, diese werden dann in einer Börsenmanipulation genutzt um ihn zu ruinieren. Mit Hilfe von Catwoman findet Bruce dann Banes Versteck, es gibt einen eher lahmen Zweikampf und nach einem Wirbelsäulenvorfall verschickt Bane den guten Bruce in ein Sanatorium am anderen Ende der Welt. Dieses härteste Gefängnis überhaupt hat aus Budgetgründen wohl auf Wärter verzichtet. Bane übernimmt die Stadt, schottet sie von der Aussenwelt mittels Atombombendrohung ab. Sodann macht einen anarchistischen Stadtstaat daraus in dem er unter anderem die Schwerverbrecher als arme Unterdrückte aus dem Gefängis befreit und ein Standgericht für alle über der Armutsgrenze einführt. Dann wird noch das Material des Fusionsreaktors genommen und in Gotham spazieren gefahren um die Stadt in 5 Monaten in die Luft zu jagen wenn das radioaktive Material ausreichend zerfallen ist. Fünf Monate um Gotham und den Zuschauer zu quälen.
Zwischendurch mag Nolan noch ein wenig Gesellschaftskritik einfließen lassen, kratzt an Themen wie der Occupy Bewegung, und läßt seinen Charakteren nicht den geringsten Raum zum atmen. Die Actionszenen werden konsequent mit der Handkamera verwackelt und ständig weht einen gerade im zweiten Teil die Theatralik mitten ins Gesicht.
Zum Schluss versucht Nolan noch die ein oder andere überraschende Wendung einzubringen die allerdings scheitern an der geringen Substanz des Gesamtkonstrukts. Es spielt keine Rolle ob Bane oder jemand anders die letzten Minuten mit der Bombe in der Stadt rumfährt, es spielt keine Rolle ob Batman mit der Bombe über den Atlantik fliegt oder der Autopilot, es spielt keine Rolle ob er stirbt oder untertaucht, es ändert an der dramaturgischen Armut des gesamten Konstrukts nichts mehr.
The dark Knight rises ist ein unwürdiger Abschluss der Triologie, überlastet und träge kann er weder die Originalität des frischen Starts von Batman begins noch die unterhaltsame Batman vs. Joker Story aus The dark Knight auch nur ansatzweise erreichen. Wahrscheinlich wollte Nolan es seinem Nachfolger nicht so schwer machen mit einem erneuten Reboot.