Das Magical Girl Genre ist nicht für seine Diversität bekannt, nach einer Staffel Sailor Moon hat man alles gesehen, Mädchen verwandelt sich in ein hübsch kostümiertes Alter Ego um mit Zauberkräften gegen das Böse zu kämpfen, weil irgendwann so ein Knuddelhaustier vorbeikam und ihr erklärt hat, sie sei dazu auserwählt. Man kann Madoka Magica diese Elemente nicht absprechen…
Ein Magical Girl zu sein ist glorreich, man kämpft für das Gute, trägt ein hübsches Kostüm, wird bewundert. Nicht hier, das Leben als Magical Girl ist geprägt von Einsamkeit, Entbehrungen und dem ständigen Kampf auf Leben und Tod. Die Fassade wird eingerissen im dritten Teil der zwölfteiligen Serie, ab hier nimmt das Drama seinen Lauf.
Alles eine Frage des richtigen Kalibers, Tomoe Mami ist in jeder Hinsicht ein Volltreffer
Im ersten Teil stellt sich die Serie und ihre Akteure vor, wer den Rest kennt wird merken, fast jeder Szene, jeder Satz hat eine tiefere Bedeutung, spielt auf spätere Ereignisse an, was auch zeigt wie hervorragend von Anfang bis Ende die Serie zusammenstellt wurde. Im zweiten Teil spielt die Serie mit den Erwartungen des Zusehers, zeigt eine typische Magical Girl Folge, zum Höhepunkt der Kampf gegen das Monster der Woche welches glorios besiegt wird.
Doch von hier an zeigt die Serie, dass sie etwas ganz anderes geplant hat, so wie der tierische Begleiter Kyubey, eine Mischung aus Katze und Häschen, der den Mädchen anbietet zum Magical Girl zu werden indem sie einen Vertrag mit ihm abschließen. Für die Umwandlung zum Magical Girl wird ein Wunsch erfüllt, danach muss das Magical Girl gegen Hexen kämpfen, die mit ihren Flüchen die Menschen bedrohen.
Madoka hat sich da in was verstrickt, und nur augenscheinlich Zeit darüber nachzudenken.
Wobei dies ist weniger ein Kampf Gut gegen Böse, mehr ein ständiger Erhalt von Balance, für jeden Wunsch gibt es einen Fluch, für jedes Magical Girl eine Hexe, für alles Gute das geschieht muss ein gleiches an Schlechtem existieren und keiner der Charaktere, von Madoka mal abgesehen, ist eindeutig gut oder schlecht, nur menschlich mit allem was dazugehört.
Wie clever das Ganze sich ausbreitet zeigt sich schon am Titel, Puella Magi Madoka Magica kann man übersetzen mit Magisches Mädchen, Magierin Madoka, allerdings ist das Ganze durchaus auch übersetzbar mit Sklave des Verführers, Magierin Madoka.
Selten habe ich etwas dramaturgisch Besseres gesehen, jede Szene hat ihre Bedeutung, ihren Sinn. Die Serie spielt mit allen Klischees des Magical Girl Genres, vermischt es mit Elementen aus Goethes Faust und nimmt es dabei völlig auseinander.
Ein Magical Girl zu sein hat überhaupt keine Einwirkungen auf meinen Geist oder Körper gehabt, alles ist bestens…
Die Visualisierung ist ebenfalls genau auf dem Punkt, sei es das surreale Innere der Bankreise der Hexen welche im starken Kontrast zur aufgeräumten, ja sterilen realen Welt steht. Sei es die bei Zuspitzung des Dramas immer düster werdenden Bilder, es gibt eine unglaublich intensive Szene in Scherenschnitt, alles unterstützt die Handlung, die Heldenreise von Madoka, die als Titelcharakter zum einen im Mittelpunkt-, aber auch wieder als Figur neben der Handlung steht. Neben der visuellen Darbietung hat auch die Musik von Yuki Kajiura einen großen Anteil am Gesamtbild. Sie unterstützt die Atmosphäre zu allen Zeiten.
Puella Magi Madoka Magica ist ähnlich wie Neon Genesis Evangelion ein einschneidender Moment fürs Genre, bei NGE war es die Sicht auf die Piloten der großen Roboter, deren Job nicht Spass, Action und Ruhm brachten, sondern Schmerz, Gefahr, Entbehrung und Einsamkeit. In ähnlicher Form reisst PMMM die Fassade des Magical Girl Genres ein, entromantisiert es ohne es völlig in die Dunkelheit zu führen.
Dies ist definitiv ein Schmuckstück im Anime Bereich.