Als Star Trek Fan war ich beeindruckend unaufgeregt angesichts dieses Films. Der Reboot von Abrams war durchwachsen, doch man musste Star Trek erst wieder laufen beibringen bevor es erneut fliegen konnte, und einen Film lang zu erklären warum alles gleich UND alles anders ist hat wohl alle Ressourcen gekostet. Da war für nachvollziehbare Handlung und verständliche Charaktermotivation einfach kein Platz mehr. Dann machen wir mal für Teil 2 das Licht aus, into Darkness…
Kirk als Jungkapitän der Enterprise bricht alle Regeln, wird degradiert, wird wieder befördert, Drama gleich zu Anfang, mit einigen grundsätzlichen Fragen. Prüft der Sicherheitsdienst in der Zukunft nicht ob jemand Sprengstoff in Hochsicherheitseinrichtungen einschleust? Wurde der junge Mann so sehr gemobt, dass er für das Leben seiner Tochter sein eigenes und das von unzähligen Kollegen opfert? Wird vor den Sitzungen der ranghöchsten Sternenflottenoffiziere in einem Krisenfall eine Zielscheibe auf die Fenster aufgemalt und warum hält man die nicht in einen sichereren Raum ab? Ist einem Überwesen wie Khan nicht eingefallen ein größeres Kaliber mitzubringen, wenn schon ein kleiner Ring mit etwas Wasser zu besseren Explosionsergebnissen führt als das maue Tontaubenschießen? Das mag alles kleinlich klingen, es soll allerdings verdeutlichen, Meister Abraham, äh, Abrams achtet nicht auf die Details, verläßt sich darauf das Action und Geschwindigkeit seines Films darüber hinwegspült und auch in diesem Film musste man über sehr vieles hinwegspülen, mit genug Lens Flare und schnellen Schnitten allein ist es da aber nicht getan.
Ich halte das für keine gute Idee, mir fliegt hier unten alles um die Ohren und warum haben Sie darauf bestanden, dass ich ein rotes Shirt anziehe? Fähnrich Expendable hätte ihm erklären können warum, war ein netter Kerl, hat nie viel geredet, ausser auf dem letzten Ausseneinsatz…
Nachdem Kirk hinreichend emotional aufgeladen wurde durch den Tod seines Ziehvaters, bekommt er vom Admiral seines Vertrauens 72 geheime Sprengköpfe mit denen er dem Attentäter, neuer Wohnort ist die Heimatwelt der Klingonen, mal ordentlich Feuer machen soll. Dabei mag Kirk dann vielleicht noch nen kleinen Krieg anfangen, denn das erhöht die Sicherheit der Föderation bestimmt beträchtlich. Irgendwie schafft es Kirk im Kopf die Notbremse zu ziehen und so wird mit einem bequemerweise konfiszierten nichtsternenflottenschiff ein nettes Fluglevel für das Spiel zum Film inszeniert. Nachdem man das Handgemenge mit den kahlen und irgendwie geclont wirkenden Klingonenstatisten hinter sich hat kann man Khan gefangen nehmen, denn in den Torpedos werden neben dem erwarteten Sprengstoff auch in Kältekammern die 72 Kameraden von Khan gelagert und um die zu schützen ergibt sich der junge Mann. Das erklärt auch die recht große Anzahl Spezialtorpedos mit dem man wahrscheinlich den halben Planeten hätte bombardieren können.
Zurück auf der flugunfähigen, weil sabotierten Enterprise wird langsam klar, dass der Admiral sich das anders vorgestellt hat. So kommt er mit dem großen Schlachtschiff vorbei, Kirk verbündet sich mit Khan und infiltriert das Schiff des Admirals, Khan übernimmt das überzüchtete Schlachtschiff und ballert die Enterprise zu Klump, wird von Spock überlistet indem dieser ihm die gewünschten Torpedos rüberbeamt, vorher die Eis am Stil Komponenten entfernt, dafür aber den Zünder einstellt. So explodiert Khans neuerworbenes Schlachtschiff durch die Torpedos im inneren, der Absturz der Enterprise kann gerade noch verhindert werden, der des Schlachtschiffs nicht, was kein Problem ist da für solche Fälle die Erde ja Verteidigungssatteliten hat, die abstürzende Raumschiffe…ach ne, die hat die Erde wohl doch nicht. Spock beamt dem abgestürzten Khan hinterher, und eine schöne Schlägerei später löst sich alles in Wohlgefallen auf.
Meine Herren, ich bin mit der Klangqualität des neuen Macro IPod überhaupt nicht zufrieden, ausserdem vermisse ich die Mobilität meines alten Gerätes. Schwerer Kunde, vielleicht kann man ihn für das neue Modell Genesis begeistern.
Die alte TOS Crew kann man recht gut in den neuen Darstellern wiedererkennen, auch weil jede Gelegenheit genutzt wird altbekannte Charaktereigenarten in verstärkter Form vorzuführen. So ist beispielsweise aus dem Frauen umgarnenden Kirk, ein notgeiler Sexsüchtiger geworden der nichtmal geradeauslaufen kann ohne die nächste Doppel X Chromosomträgerin anzubaggern. Der einzige Totalausfall beim Wiedererkennungswert ist Scotty, da vermisse ich den Scotch trinkenden Schotten und möchte die Slapstickschleuder der Neuzeit am liebsten zum Mond schießen. Insgesamt ist die Besetzung sehr gelungen und einer der größten Pluspunkte des rebooteten Star Treks, vielleicht sogar die einzig belastbare tragende Säule.
Der Look der neuen Enterprise ist so in etwa wie die Einrichtungsideen von IKEA, zuweilen genial, zum anderen eine Katastrophe. Ich kann durchaus Geschmack daran finden, dass die Brücke aussieht wie ein Apple Store, beim Maschinenraum bin ich mir da nicht so sicher, zwar war das alte Warpkernmodell recht klein, seine schlichte Eleganz wirkte allerdings deutlich mehr nach Zukunft als die verbaute Dampfmaschine die sich derzeit in Scottys Reich befindet. Die Gänge der Enterprise sind gut gelungen, weiter unten im Technikbereich wirkt es mehr nach Star Wars, nur mit Geländer. Vielleicht wollte Abrams schonmal üben.
Das Schiff der Dreadnought Klasse mit welchem der Admiral vorfährt ist bekannt aus Star Trek Classic Band 30, das Schlachtschiff (Originaltitel: Dreadnought), ein Buch in dem ein Vizeadmiral die gesamte Sternenflotte unterwandert um mit einer neuen Generation Schlachtkreuzer potentielle Bedrohungen wie die Klingonen mit Waffengewalt in die Föderation zwingen will. Ein großer Teil des Films stammt also aus diesem Roman von 1997, weitere Aspekte kamen aus Der Zorn des Khan, wobei hier clever die Elemente genommen und verdreht wurden. Kirk stirbt an der Strahlung, Spock brüllt Khan, alles sehr nett umgestellt. Wobei ich die Warpkernreperaturszene mit Spock aus Der Zorn des Khan nachvollziehbarer fand als den Feinmechanik-Kirk in diesem Film. Auch der Auftritt von Doktor Marcus, in der uns bekannten Version Erfinderin von Genesis und Mutter von Kirks Sohn, fällt in den Bereich Wiedererkennungswert, ihre Strip Szene in die Abteilung unnötig aber der Trailer wird’s danken.
Sicher das es so reicht? Ich könnte doch noch das Oberteil ausziehen? Für alle die schon immer mal wissen wollten wie Star Trek Unterwäsche aussieht ist der Film ein must see.
Was leider völlig fehlt sind die Grauzonen, der Fragekomplex ob man für die Sicherheit der Bevölkerung andere Prinzipien opfern kann, in diesem Fall die Sternenflotte militarisieren und einen gefährlichen Verbrecher aus dem Kälteschlaf holen um ihn zur Waffenentwicklung zu nutzen. Doch der Admiral hat besseres zu tun als sich als vielschichtiger Bösewicht zu präsentieren der eigentlich nur das Beste will und so die moralischen Fragen aufzuwerfen die bei Star Trek immer das interessanteste waren. Davon bleibt nur wenig übrig, Kirk übertritt am Anfang die Regeln um einem primitiven Volk die Auslöschung zu ersparen, und wird dafür bestraft, weil die Sternenflotte die Regeln befolgen muss. Der Admiral übertritt ebenfalls die Regeln, wie wichtig sind die Regeln und wann darf man sie überschreiten, darf man sie überschreiten? Der Film kratzt hier leider nur kurz an der Oberfläche.
Khan selbst hätte ebenfalls deutlich mehr sein können, das Potential des Bösewichts wirkt verschenkt, so wie er hier dargestellt wird, war er austauschbar, musste nicht wirklich den Namen des bekannten und charismatischen Antagonisten auftragen. Enttäuschend auch wie wenig man aus Khans überlegenen Intellekt gemacht hat, meist reduziert man ihn auf seine physische Überlegenheit, sich die aktivierten Torpedos unterschieben zu lassen war zudem noch reichlich dämlich, jemand wie Khan hätte mit sowas gerechnet und Gegenmaßnahmen in der Hinterhand gehabt. Dazu passend Spock der, emotional wie nie, statt seiner überlegene Logik zum Finale lieber die Fäuste sprechen läßt. Actiongirl Uhura als Sahnehäubchen oberdrauf.
Damit kommen wir auch zum größten Schwachpunkt des Gesamtkonstrukts, clevere Science Fiction scheint es vorerst nicht zu geben, viele Dinge sind vorhersehbar, bzw. werden sehr früh mit dem Holzhammer angekündigt, auch die lebensrettende Bluttransfusion am Schluss, denn da winkt nicht nur das gerettete Kind am Anfang, sondern noch ein Tribbel zusätzlich. Die Actionlastigkeit ist sehr hoch und läßt neben den Versuchen die zarte Freundschaft zwischen Kirk und Spock sprießen zu lassen nicht viel Raum, so schafft es Star Trek auf dem „Popcorn Level“ zu überzeugen, bleibt auf anderer Ebene nahezu alles schuldig. Geschaffen wurde ein netter Action Blockbuster mit Star Trek Stempel, jedoch kein Klassiker wie der Zorn des Khan. Allerdings läßt das Ende hoffen, denn es wirft die Enterprise genau an die Stelle, an der sie einst gestartet ist, auf einer fünf Jahres Mission um den Weltraum unsicher zu machen.