Auf vielfachen Wunsch einer einzelnen, hier nun Twilight, ein Horrorfilm, jedenfalls würde ich es dafür halten, es gibt Vampire, Werwölfe und nen Teenager bei der ersten großen Liebe, also alles was einem so richtig gruselt. Geschrieben von einer Autorin die Buffy und Angel wohl einmal zu oft gesehen hat.
Ich habe nichts gegen Teenie Filmchen, seien es gezwungene romantische Komödien oder die klassischen Sport/Team Handlungsbögen, meistens sind sie in ihrer Unbeholfenheit unterhaltsam und warten am Ende vom Film keulenschwingend mit einer Moral auf, sei sie noch so trivial. Das mit der Moral könnte man in Twilight mit ein wenig Fantasie auch noch hinkriegen. Kein Sex vor der Ehe (kein Menschenblut, Selbstbeherrschung), Triebe sind schlecht, Warten ist besser, solange onanieren (Tierblut). Da, Moral, wenn man will geht alles.
Die Story ist schnell erzählt, Teeniemädchen Bella zieht aus familiären Umstrukturierungsgründen zum Vater in eine wolkenverhangene Kleinstadt. So landet sie auf einer neuen Schule, trifft den hämoglobinabhängigen Edward, den wir schon aus der ersten Szene kennen als er Bambi abgemurkst hat. Dieser hat sie zum fressen gern denn ihr Blut riecht wohl appetitlich, nuckelt aber zur Selbsterhaltung nicht an Menschen rum, und sie findet ihn auch total toll. Solide Wahl.
Könntest du bitte aufhören mich so anzustarren? Also laut Drehbuch mach ich die nächsten 70 Minuten nichts anderes. Statt dem humorvorgaukelnden Titel Bis(s) zum Morgengrauen hätte ich eher „nur gucken nicht anfassen“ gewählt
Nach einer Stunde, endlosen Highschoolszenen die etablieren, dass Bella spontan der Schwarm aller Jungs und beste Freundin diverser Mädchen ist, das war sie schon 2 Minuten nach Ankunft, sowie winken mit diversen zaunpfahlreichen Gartenzäunen hat sie dann auch rausgefunden was ihr Angebeteter eigentlich ist. Ein kurzer Blick auf die Antagonisten für die spätere „Action“ wird auch noch zweimal kontextlos dazwischengeschnitten.
Zwei Dinge sind zu diesem Zeitpunkt schon schwer auffällig an diesem Film, zum einen klingen die Dialoge wie von Legasthenikern vorgetragen, selbst wenn es verdeutlichen soll, dass die Leute um Worte ringen, das läßt die dramafreie Handlung auch nicht flüssiger werden. Die zweite kaum zu übersehende Konstante ist der aufdringliche Blaufilter, vielleicht ist auch einfach nur die Kamera mal in den Farbkübel gefallen und man hat hinterher gesagt, ach was, lassen wir so, ist künstlerisch wertvoll (und Filmrollen sind teuer).
Kommen wir also zu dem Filetstück dieser künstlerischen Aussage, nachdem unsere kleine Detektivin endlich genug gegoogelt hat, können die schmalzlastigen Dialoge endlich beginnen. Es ist schon schwer zu verstehen was da abläuft:
Bella: Ich hab herausgefunden, dass du ein Vampir bist und deshalb treff ich mich hier abgeschieden im Wald wo keiner sieht wenn du mich umbringst.
Edward: Ja ich bin ein Killer, schneller, stärker, toller, hab schon Leute umgebracht.
Bella: Oh Edward ich liebe dich.
Wenn man sich durch dieses Liebesgesülze durchgekämpft hat, wird klar warum die meisten Liebesfilme an der Stelle enden wo das Pärchen zusammenfindet. Die einzige „Spannung“, und ich kann gar nicht genug Anführungszeichen um dieses Wort machen, liegt in der immer frischen Frage, kriegen sie sich denn (siehe Meg Ryan in…eigentlich immer). Wobei man dem Film zugute halten muss, dialogseitig, und hier rein inhaltlich denn der Vortrag ist weiterhin erbärmlich, geht das alles empirisch bewiesen schlechter.
Spätestens hier wird auch deutlich wie gierig das Filmstudio gewesen sein muss, die Effekte sind in etwa auf dem Niveau von Power Rangers, sei es die glitzernde Vampirhaut oder Edwards Spurt auf den Berg mit Bella auf dem Rücken der wirkt als wären beide auf einer zu schnellen Rolltreppe.
Dauert die Szene noch lange, ich lieg auf einen Stein. Immer schön weiterlächeln, wir müssen den Film vollkriegen, einfach an den alten Kinderreim denken, auf der Wiese, lag die Liese…
Vielleicht fehlt mir hier ein gehöriger Anteil Östrogen oder mein Alter zeigt sich, die Liebesgeschichte die sich nun ausbreitet reißt mich nicht mit, hier wird so brav und belanglos Romantik über nicht vorhandene Spannung gestreut, da fährt der Denkapparat automatisch auf standby und wartet darauf, dass mal was passiert.
Nun zum lustigen Teil, Vampire spielen Baseball, unterhaltsamster Teil des Films für mein dafürhalten, und da sind sie, die bösen Menschenblutlutscher aus dem ersten Drittel des Films. Erst wollen sie nur ein wenig mitspielen, dann riechen sie Bella, die wie schon angedeutet wohl so etwas wie Filet Mignon für Vampire ist. Das alles wirkt wie der Versuch eine Actionszene für den Filmhöhepunkt reinzuwerfen, damit das Publikum auch rechtzeitig aufwacht.
Bella wird in Sicherheit gebracht, aber verläßt ihre Beschützer, da der ausgehungertere Vampir ihr vorgaukelt die Mutter entführt zu haben. Sie tatsächlich zu entführen würde dem Ganzen eine viel zu dicke Schicht Spannung und Drama geben und das wollte man wohl jetzt auch nicht mehr. Bella geht also alleine wie gewünscht zu dem übermächtigen Unsterblichen, und was den davon abhalten soll ein gediegenes Mutter/Tochter Komplettmenü zu verspachteln hat Bella uns unterwegs in ihrem philosophischem Monolog auch nicht so recht nahebringen können.
Mittlerweile glaube ich die Protagonistin ist auch ne Untote, Zombie oder was ähnliches was den hirntot erklärt. Ihre Reaktionen auf die unglaublichsten Enthüllungen sind mit lethargisch schon übertrieben euphorisch dargestellt. Zumindest wirkt sie, vom Kampf schwer verletzt so als obs weh tut. Edward und Standardbösewicht14 prügeln sich also noch ein wenig, dann kommt die Verstärkung und die Actionszene wäre erledigt.
Nicht das Edward einen viel besseren Eindruck hinterläßt als Bella, Höhepunkt ist seine Aussage, du solltest dich von mir fern halten. So bei Lichte betrachtet, wer verfolgt denn da wen Tag und Nacht, beobachtet seine Angebetete/Mittagessen im Schlaf. Ganz klar ein Stalker, und wie wir alle wissen, Stalking ist Romantik pur.
Ausklingen läßt man den Film wie er die meiste Zeit verlief, spannungsfrei aber stilecht kitschklischeeromantisch beim Abschlußball in der Highschool , da hält auch ein gebrochenes Bein niemanden mehr auf und wir kriegen noch einen kleinen Ausblick auf die Fortsetzung.
Twilight wird gerne als schlechtester Film aller Zeiten von seinen Hassern bezeichnet, das kann man so nicht behaupten. Das heißt nicht, dass der Film gut ist. Die Handlung wirkt meist unnatürlich und konstruiert, Ereignisse sind da um die Handlung möglich zu machen, nicht die Handlung führt zu den Ereignissen. Der Spannungsbogen ist effektiv nicht vorhanden, es gibt einen kleinen zum Thema „kriegen sie sich“ der für diese Art Film viel zu schnell erledigt wird und unterwegs nicht viel Aufregung versprüht, und einen zweiten am Ende, in dem es darum geht sich zu fragen wie lange Standardbösewicht14 noch lebt. Dramafrei bis zum Schluss ist der Film so mitreißend wie eine Windstille neben einem Gartenzwerg in einem Kölner Vorort.