Der König der Dornen ist ein 2010 erschienener Anime Film basierend auf der gleichnamigen Mangaserie des Zeichners Yuji Iwahara, und ein klares Indiz dafür, dass die besten Drogen schon lange nicht mehr in Holland verkauft werden.
Die grundsätzliche Hintergrundgeschichte wird dem ungeneigten Zuseher in großen Kanülen gleich zu Anfang eingeführt. Eine Reihe von Nachrichtensendungen erklärt uns wie der Virus Medusa weltweit seine Opfer sucht, findet und innerhalb von ca. sechs Wochen in Stein verwandelt. Das Krankheitsbild allein ist schon Schenkelklopfer genug, hinzugefügt wird die Idee, dass es sich um eine biologische Terrorwaffe handelt, und von einem Unternehmen absichtlich entwickelt wurde. Da es keine Heilung gibt, wird von dem verdächtigen Unternehmen, ein Center errichtet, in dem 160 Patienten in Kälteschlaf versetzt werden sollen um sie in 100 Jahren aufzuwecken, wenn man ein Heilmittel gefunden hat.
Gäbe es Vulkanier, sie würden spätestens jetzt in Fötus Stellung in der Ecke kauern, aber die Achterbahnfahrt geht noch weiter, während nun die Auserwählten zur Schlachtbank, äh, Schlafbank in Bussen gefahren werden, wird eine weitere tragende Säule der Gesamtgeschichte hinzugefügt, das Leitmotiv quasi, das Märchen Dornröschen. Das wird während der Busfahrt vorgelesen, damit es auch tief ins Unterbewusstsein unserer Protagonistin und Ihrer Zwillingsschwester sickern kann, genauso wie das Computerspiel des kleinsten Mitfahrers, obwohl er das recht weit entfernt von unseren beiden Mädels spielt und nur einmal was vom nächsten Level faselt.
Die Forschungseinrichtung befindet sich in einer mittelalterlichen Burg, und die eigentlichen Betreiber ist die Sekte Venus Gate, die auch gleichzeitig für das Virus verantwortlich ist. Das erklärt dann auch die Auswahlkriterien für die Schläfer, denn Medusa ist nicht nur eine schnelle Methode lebensechte Statuen zur Dekoration anzufertigen, sondern wie man später erfährt, wenn man es überlebt, dem oder der Glücklichen unvorstellbare Macht verleiht. Die stellt sich ungefähr so dar, dass Phantasie und Träume zur Realität werden, und eben diesen Glücklichen sucht man. Als perfekte Mischung für einen späteren Genpool, bei 160 Leuten ohnehin nicht vorstellbar, können diese Leute wahrlich nicht gedacht sein. Den Schläfern wird außerdem noch Alice vorgestellt. Who the fuck is Alice? Na der Computer der diese Einrichtung steuert, überwacht Körper und Seele, letzteres ist wohl der Übersetzung geschuldet.
Nachdem wir durch den Erklärungsmarathon durch sind, ist es Zeit schlafen zu gehen, leider nicht für den Zuseher, sondern für die stereotypen Charaktere, die wachen dann zwei Tage später auf, überall im Labor sind dornige Pflanzenstränge, Monster die extreme Ähnlichkeit mit denen aus einem Computerspiel haben, greifen die aufgewachten Schläfer an, sieben schaffen es aus der Schlafkammer, dann beginnt ein wenig Standard Horror in dem der Erfahrene sofort weiß, wer als nächstes auf der Speisekarte eines der Monster landet, und dann wird’s verwirrend.
Zieh an meinem Finger…die lebensbejahende Shizuku ist immer für einen Spass zu haben
Was eigentlich passiert ist, der Film gibt sich keine große Mühe es nachvollziehbar zu erklären, ergibt sich aus einigen Rückblenden. Die Zwillinge stehen an einem Hang vor der Burg, die auserwählte ist eine weinerliche Nervtusse mit Namen Kasumi die ohne ihre Schwester eigentlich gar nicht leben will, sogar in einer weiteren Rückblende versucht Selbstmord zu begehen um ihre Schwester statt ihr selbst in die Schlafkoje zu bringen, aber von eben jener Schwester gestoppt wird. Die andere ist eine optimistische, sympathische Person mit Namen Shizuku die stets selbstlos an das Wohlergehen ihrer Schwester denkt und ihr Mut zusprechen will. Es gibt einen Unfall, die Nervtusse fällt vom Hang, ist tot, ihre Schwester erleidet einen Zusammenbruch, erweckt damit ihre Medusa Kräfte, verwandelt ihre Phantasie, oder was immer sich da im Unterbewusstsein gerade angesammelt hat, in die Realität, und das alles nur um ihre Schwester im lebendigen Zustand zu sehen.
Während der Film zwischen ordentlich gezeichneten Bildern und schwacher Computeranimation hin und her wechselt, bekommt der Zuseher davon allerdings wenig mit. Der kurze immer wiederholte Soundtrack macht das Ganze auch nicht besser.
Die Grundidee Phantasie in Realität umsetzen, das Unterbewusstsein hierfür als Quelle zu nehmen, ist nicht neu. Da wir nur wenig über unser Unterbewusstsein wissen, wie es funktioniert, wie es Informationen verarbeitet und unser Bewusstsein beeinflusst, kann man diese Region nahezu unbegrenzt literarisch erforschen und ausgestalten.
Hier hat man christliche Mythologie, das Märchen Dornröschen, Endzeit-Horror und Science Fiction in einen großen Topf getan und ein paar reaktiv agierenden Stereotypen durch diese Welt geprügelt.
Ich bin mir nicht darüber im Klaren wie viel besser die Manga-Vorlage die Handlung zum Konsumenten bringt, der Film schafft es so gut wie gar nicht, wirkt mehr verstörend als unterhaltend. Es mag auch daran liegen, dass der im Manga vorkommende Antagonist effektiv fehlt im Film und so nicht klar werden kann, warum die Welt die Shizuku für Kasumi baut nur aus lebensfeindlichen Elementen wie Monstern und Dornen besteht.
Alles in allem ein schwacher Film und definitiv keine Empfehlung.